les paradis artificiels

Thursday, October 19, 2006

Mexiko riecht

...heftig, sinnlich, unverschämt und leidenschaftlich, noch nicht wegdeodoriert und vereinheitlicht nach der Norm europäischer Autotännchen, riecht nach Menschen, die einen Grossteil ihrer Zeit unter freiem Himmel verbringen, dort kochen, essen, schwitzen, waschen, lieben, schlafen, ein Parfum kreieren, das es sonst nirgends auf der Welt gibt: Eine Mischung aus gekochtem Mais mit einer scharfgrünen Note von Chilischoten, ein Hauch nur, und dem Geruch von Fichtenharz in Seifenlauge, dem energetischen Duft der Eukalyptusbäume; dem hochkonzentrierten, warmen Geruch von Kleidern, Haut, Gemüse im dichtgedrängten Treiben des Marktes; dem Eiergeruch, dem Ratten- und Rohrgeruch der Kanalisation; dazwischen ölige Frische von Schuhcreme, die Sonntagsnote von Haaröl und Kölnischwasser, und nicht zuletzt dem quittenähnliche Duft überreifer Guaven, den schon Dichter besungen haben.

Mexikos Friedhöfe riechen nach Tod, die Kirchen nach Himmel, die Nächte nach warmem Stein, Jasmin, Orangenblüten; die Märkte riechen nach Leben. Kein Ort, an dem es nach nichts riecht, keine Stelle, die nicht durchdrungen wäre von einem vielfarbigen Atem.

2 Comments:

Anonymous Anonymous said...

muy lindo...

3:42 AM  
Blogger Laura Maj said...

gracias señor...

10:51 AM  

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