el otro lado del alma
Nach Wochen in geschuetzter Umgebung eher rechtsgerichteter Gesinnung seitens meiner Gastfamilie wurde ich gestern hart auf den Boden der Realitaet geholt, als uns nach einem 2taegigen Ausflug der Einlass in die Stadt verwehrt wurde. Die APPO, die "Volksversammlung der Doerfer von Oaxaca", hatten zahlreiche Strassensperren errichtet, die aber den Einmarsch paramilitaerischer Einheiten nicht verhindern konnten. Das ganze Wochenende ueber kam es zu Demonstrationen und gewaltsamen Konfrontationen zwischen der APPO und der Polizei unter dem Kommando des auf linker und intellektueller Seite verhassten Gouverneurs Ulises Ruiz, wobei mindestens fuenf Menschen starben.
Als unser Buschauffeur 60 Kilometer vor Oaxace die Weiterfahrt verweigerte, fanden wir mit Hilfe einiger mexikanischer Studenten einen kleinen Lastwagen, der uns bis kurz vor Oaxaca mitnahm, bis irgendwann kein Weiterkommen mehr moeglich war. Ueberall lagen Steine, Autoreifen, teilweise brennend, auf der Strasse, oder ganze Lastwagenzuege versperrten den Weg. "Están feos," das sind die Boesen, klaerte mich meine Gastfamilie spaeter ueber die Menschen auf, die dort am Strassenrand sassen, uns zusahen, uns winkten, sich bei uns fuer die Umstaende entschuldigten, uns erklaerten, wie wir am schnellsten ein Hotel finden konnten, und mich davor warnten, Fotos zu machen, da besonders Reporter in den letzten Tagen ins Visier der Armee geraten waren. Die meisten sind sehr arm - die Arbeitslosenrate ist hoch in Oaxaca, die Zahl der Emmigranten ebenfalls, die ihr Glueck in den Vereinigten Staaten, auf der anderen Seite des Walles, versuchen. Es seien Drogendealer, Diebe, Kriminelle, versichern mir die Initianten der Gegendemonstration heute, die den Einmarsch der PFP, der Armee, begruessen. Natuerlich. Denn sie haben Arbeit.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23854/1.html