Weisse Schafe, schwarze Schafe
Exakt 100 Tage vor den Wahlen präsentiert die Anti-Ausländerpartei ihre Ausschaffungsinitiative. Die Forderungen sind altbekannt: Kriminelle Ausländer raus und die ganze Familie gleich hinterher. Offizielle Begründung der Initiative: Zunehmende Kriminalität, gewalttätige Jugendliche, unintegrierte Ausländer. Inoffizielle Begründung: Die Wahlprognosen sind im Keller, jetzt muss der letzte Trumpf gespielt werden.
Das Rezept zum Wahlerfolg ist das gleiche wie immer: Mit emotionalen Kampagnen irrationale Ängste schüren, alle anderen Parteien als “multikulturelle Träumer” und als “Koalition der Realitätsverweigerer” diffamieren und sich selbst als alleinseligmachende Volksvertreter aufspielen. Und diesmal rührt die SVP mit der ganz grossen Kelle an. Das Land wird flächendeckend mit Inseraten zugepflastert und in jeden der rund 3.1 Millionen Haushalte wird der Initiativbogen verteilt.
Kürzlich haben alle (!) Haushalte in der Schweiz einen Unterschriftenbogen der SVP ("für eine sichere Schweiz") erhalten. Ein anonymer Spender hat diese Aktion mit einer halben Million Franken ermöglicht. Gemäss Berechnungen der NZZ am Sonntag könnte der Schuss jedoch tüchtig nach hinten losgehen. Sollte jeder der 4,5 Millionen Haushalte in der Schweiz der Aufforderung der SVP Folge leisten und den Unterschriftenbogen zurückschicken, würde das die Initianten wegen der Vorfrankierung der Bögen gut 3,6 Millionen Franken
kosten, ohne dass unter Umständen auch nur eine Unterschrift die Bögen ziert. Diese Tatsache schreit nach einer kleinen, subversiven Tat: Werft doch euren (nicht unterschriebenen!) Bogen in den nächsten Briefkasten, wenn ihr heute Abend mit dem Hund - oder auch ohne - spazieren geht...